Teacup Storm - Ein Essay
Teil 4

Porsche Museum

Als wir gegen 23:00 Uhr das Porsche Museum in Zuffenhausen erreichten, war unser Aller Stimmungstief endgültig erreicht. Nicht nur ich fragte mich, was wir hier eigentlich machten, mitten in der Nacht. Es hatte zu regnen begonnen aber das gewaltige Vordach des Museumseingangs mit seiner Spiegelfassade bot uns Schutz. Esme konnte ungehindert herumlaufen und untersuchte die Eingangsfassade und einen Seiteneingang, dessen Treppenaufgang hinauf ins Nichts zu führen schien. Das Gebäude wirkte wesentlich imposanter als auf den Fotografien, die man kennt, massive Architektur, gemacht, den Menschen in seinen Schatten zu stellen. In ihrer Glattheit und bedingt durch die Spiegelungen war sie ein passendes Bild für Esmes Orientierungslosigkeit, die sich hier unentwegt wortwörtlich wiederspiegelte. Die Welt stellte sich als ein zerbrochener Spiegel dar, dessen einzelne Teile zwar Bilder der Wirklichkeit liefern, die aber den Zusammenhang missen ließen.


"Um 23:00 Uhr, nach nun etwa 11 Stunden mit verbundenen Augen, kamen wir beim Porsche Museum an."


"Nach dem frustrierenden Gefühl beim Mercedes Benz Museum mich verloren und verletzlich im offenen Raum bewegen zu müssen, war nun meine Begeisterung für unserer Experiment an ihrem Tiefpunkt angelangt."


"Ich stürzte mich trotzdem auf die neue, mir unbekannte Umgebung und fühlte mich wie ein Bleistift der über eine leere Seite geführt wird.
Ich musste mich vor jedem Schritt, den ich tat, zusammenraffen und mich für eine Bewegungsrichtung entscheiden, damit sich ein Bild meiner Umwelt entwickeln konnte."


"Während sich in mir die Vorstellungen meiner Umgebung heranbildeten erlebte ich mich selbst als handelnde Person in diesen Vorstellungen wie von aussen. Ich sass an einem Tisch, stellte mir meine Umgebung vor und sah mich in dieser Vorstellung selbst an dem Tisch sitzen. Ich war ein Schauspieler in einem Theaterstück und konnte mich gleichzeitig aus der Position des Zuschauers bei meinem eigenen Spiel beobachten. Ich war beides: Teilnehmer meines eigenen Lebens und distanzierter Beobachter."


"Schließlich fand ich einen Eingang zu einem ummauerten Gehweg und eine Treppe.
Der Handlauf der Treppe führte meinen Weg über zwei Plattformen hinauf und gab mir das Vertrauen mich schneller vorwärts bewegen zu können. Dieses Vertrauen hob meine innere Stimmung und die Benutzung des Handlaufs schenkte mir Frieden, wohlwissend, dass ich mit seiner Hilfe wieder zu meinem Ausgangspunkt zurückkehren konnte. Zweifel, Frustration und Paranoia fielen ab von mir und ich konnte den Moment und die Details meiner Umgebung geniessen. Zum ersten Mal genoss ich die Situation blind zu sein, denn meine Aufmerksamkeit wurde nicht durch eine Flut von Wahnehmungen abgelenkt, sondern ich war in der Lage mich ganz den kleinen Details meiner Umgebung in Ruhe zuzuwenden."

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