Spuren



Fragen und Begleitumstände:

Dieses Themenfeld ist das mit Abstand umfassendste meiner neueren Arbeiten und, dem Thema entsprechend, auch das am schwierigsten darzustellende. Es soll hier lediglich ein Einblick gegeben werden, welche Wege bisher zurückgelegt wurden.

Vor einigen Jahren kamen wir in einem Gespräch auf eine Frage zu sprechen, die Rupert Sheldrake einmal in einer seiner Bücher formuliert hatte: was geschieht mit der Form, mit den Kräften die eine Form gebildet haben, wenn sich die Form wieder aufgelöst hat? Ich nahm die Frage dankbar auf und bewegte sie, soweit mir das möglich war; dann vergass ich sie wieder.

Im darauffolgenden Winter war ich mit meiner Fotokamera in den Wäldern unterwegs und machte eine Aufnahme von einem Fussabdruck im Schnee:








Als ich mir die Fotografie auf meinem Rechner anschaute und später auch auf einem Ausdruck, stellte ich fest, dass sich der Eindruck der Schuhsohle nach aussen gestülpt hatte, eine optische Täuschung selbstverständlich, die mich aber wieder mit der Frage nach dem Verbleib der Kräfte der aufgelösten Formen konfrontierte. Was geschieht mit dem Eindruck im Schnee, was geschieht mit jenen Kräften, die aufgewendet wurden, um diesen Eindruck in den Schnee zu pressen, wenn dieser Eindruck mit der nächsten Schneeschmelze verschwinden wird?
Ich schob diese Frage zwar nicht gänzlich beiseite, behielt sie die folgenden Monate stets im Hinterkopf, aber eine andere Frage rückte in den Vordergrund: die Frage nämlich, wie die Motive unseres Handelns mit dem Willen zusammenhängen; wie man etwas wollen kann, ohne dabei schon vor dem Handeln auf ein bestimmtes Ergebnis abzuzielen. D.h. wie man sich zum Gefäß machen kann für etwas, das geboren werden will, das aus dem Augenblick heraus sich erschaffen will, wie man Geistesgegenwart erlangt. Auch und vor Allem bei der künstlerischen Arbeit.

Paul Cézanne hat die Voraussetzungen für diesen Zustand einmal wie folgt beschrieben (Zitiert aus: Gottfried Richter "Ideen zur Kunstgeschichte" Fischer Verlag):

„Die Landschaft spiegelt sich, vermenschlicht sich, denkt sich in mir...vielleicht rede ich dummes Zeug, aber mir scheint, dass ich das subjektive Bewusstsein dieser Landschaft wäre.“ Damit ist nicht das gemeint, was der Mensch zunächst mit dem Worte „ich“ bezeichnet. Das gerade muss schweigen. „ Aber wenn er dazwischen kommt ( der Künstler mit seinem alltäglichen Bewusstsein) wenn er es wagt, der Erbärmliche, sich willentlich einzumischen in den Übersetzungsvorgang, dann bringt er nur seine Bedeutungslosigkeit hinein, das Werk wird minderwertig... sein Wollen muss schweigen. Er soll in sich verstummen lassen alle Stimmen der Voreingenommenheit, vergessen, vergessen, stille machen, ein vollkommenes Echo sein.“







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