Filme:





Falling Down
- Der amerikanische Traum hat einen Schatten. Die stets gern erwähnten „unveräußerlichen Rechte“ eines jeden Menschen auf „Leben, Freiheit und das Streben nach Glückseligkeit“ in der amerikanischen Unabhängigkeitserklärung finden immer wieder ihre ganz eigene Auslegung in Hollywood-Charakteren wie Don Vito Corleone, Sam „Ace“ Rothstein oder Harry Callahan. Seltener kommt es im Kino vor, dass der kleine Mann von nebenan im Lande der unbegrenzten Möglichkeiten von seinen "unveräusserlichen Rechten" konsequent Gebrauch macht. William Foster ist so ein Mann. Gerade arbeitslos geworden, will er eigentlich nur zur Geburtstagsfeier seines Sohnes. Aber diesem Plan steht der Großstadtdjungel L.A mit seinen kaputten Typen im Weg, die auch alle den "american way of life" ausleben, die aber alle was ganz anderes wollen als William Foster. Er muss also aufrüsten und der Zufall hilft ihm dabei. Los Angeles sinkt in den Naturzustand hinab. Der "Bellum omnium contra omnes" des Thomas Hobbes, der "Krieg aller gegen alle" beginnt.

Eagle vs Shark - Auch Looser haben ein Leben! Und auch in einem Looserleben hat man richtig Probleme. Und überhaupt kriegt man mit der Zeit beim Anschauen von "Eagle vs Shark" das beklemmende Gefühl, dass man ja eigentlich auch irgendwie richtig Probleme hat und irgendwie ein Looser ist. Aber das macht nichts. Denn das sieht alles viel schlimmer aus, als es aussieht. Bloss nicht den Kopf hängen lassen, denn auch ein Looser hat eine Frau an seiner Seite, die mit ihm die schweren Kämpfe des Lebens durchsteht; Und die ihn danach sogar irgendwie immer noch cool findet ! Denn Looser haben, auch wenn ihr Leben so richtig Scheisse ist, irgendwie auch Spass. Oder zumindest so etwas ähnliches wie Spass. Auch wenn alles wirklich sehr, sehr ernst und total lächerlich ist. Denn Looser haben es wirklich nicht leicht! Sie sind so verdammt komplex und haben so richtig Probleme im Kopf! Und trotzdem: am Ende ist alles was ist, gut. Und das ist gut so. Ein richtig schräger neuseeländischer Film für Melancholiker und Solche, die es gerne werden wollen! Danke Agata ...

127 Stunden - Aaron Ralston stürzt als passionierter Extremsportler in der Einsamkeit eines Canyons in eine Felsspalte und klemmt sich seine Hand zwischen einem Fels und einem Stein ein. Niemand weiss, wo er sich befindet, denn er hat keine Nachricht über sein Ausflugsziel hinterlassen. Nach 127 Stunden befreit er sich von dem Felsen durch eine Selbstamputation seiner Hand und wird gerettet.
Sehr anschaulich zeigt dieser Film des britischen Regisseurs Danny Boyle, wie das Leben manchmal auch bei einem scheinbar nebensächlichen Fehlverhalten äusserst drastische Lektionen erteilt. Die Verfilmung des autobiographischen Buches "Between a Rock and a Hard Place" zeigt aber auch in sehr schöner Weise, wie sich gerade in solch einer scheinbar ausweglosen Situation der Schleier lichtet, der uns eben jene Welt verdunkelt, deren Belehrungen wir im Alltag gewöhnlich als Strafe empfinden.

Fair Game - Die Marionette George W. Bush hat der Welt im Mäntelchen der Demokratie perfekt vorgeführt, wie man auf der Basis reiner Lüge Machtpolitik ausübt. Die Fragestellung dieser Regierung war: Merkt überhaupt jemand was? Und wenn ja: wie weit können wir gehen, bis einer zu schreien anfängt. Natürlich herrschte Meinungsfreiheit! Aber leider war im patriotischen Rausch die Presse gleichgeschaltet. Natürlich waren die Geheimdienste unabhängig, aber leider nur im Rahmen der National-Security-Strategie. Wer meint, er hätte, so wie ich, in den Jahren 2001 -2009 vielleicht einiges nicht ganz mitgekriegt, kann sich noch einmal einen kleinen Ausschnitt dieser Zeit in dem Film "Fair Game" vergegenwärtigen. Ein aus der Sicht der Bush-Doktrin durchweg antiamerikanischer Film!

Besser geht´s nicht - Malvin: "Wie, fragte sie sich, konnte das Verborgene in ihr so eine Quelle der Hoffnung sein? Endlich hatte sie die Definition von Liebe gefunden:
Liebe war ...
Liebe war ...
...Verdammte Scheisse! ".
Es dauert eine ganze Weile, 120 Minuten ungefähr, bis Malvin so etwas wie die Definition von Liebe gefunden hat. Und ganz so elegant, wie in seinen Büchern, fällt diese Definition nicht aus. Aber besser geht´s eben nicht.

Terminator - Es gibt Filme, die begründen auf einen Schlag ein ganzes Genre. Sie werden zu Ikonen der Filmgeschichte. Dann gibt es Filme, die erfinden zwar das Rad nicht neu, aber sie fügen der Erfindung des Rades Entscheidendes hinzu. Ihre Titel und Charaktere heissen Highlander, Bond oder Sherlock Holmes. Oder sie heissen Terminator. Ein Film der so schnell, wortkarg, manchmal witzig, unglaublich hart und erbarmungslos konsequent ist, wie der Kampf des Menschen gegen die Maschine. Zwar werden die "Terminator" Filme bis zum dritten Teil stets mundgerechter bis sie im vierten Teil vollkommen abstürzen; Die Quintessenz des Terminators liegt jedoch in seinem ersten Teil.

Die Farbe des Geldes - Manche Filme liebt man für ihre Authentizität und ihre ausgefeilten Dialoge. Sie strahlen eine ungeheure Ruhe aus, ohne dabei auch nur eine Sekunde zu langweilen. "Die Farbe des Geldes" ist so ein Film. Ein fantastisch besetztes Quartett spielt das Spiel des Lebens: Billiard. Ein Film der stets unterhält, der seinen Charakteren viel Raum und Zeit lässt, sich zu offenbaren und der dabei genau hinsieht.

Life of Py - Schiffbruch mit Tiger - Ang Lee ist einer der ganz wenigen Regisseure, die weltweit über alle Grenzen hinweg arbeiten. Er ist sowohl im amerikanischen Kino (Brokeback Mountain), wie im asiatischen (Tiger and Dragon) als auch im europäischen Kino (Sinn und Sinnlichkeit) zuhause. Da verwundert es nicht, dass er stets Gegensätze zu vereinen und miteinander zu versöhnen sucht und in seinen Arbeiten zu einer gewissen Universalität hinstrebt. "Life of Py" ist ein Film, der dieses Bestreben in vielerlei Hinsicht veranschaulicht. Mit Achim von Arnims Worten könnte man dieses Bestreben Lee´s nach Universalität in diesem Film vielleicht so beschreiben: "Wo sich Wahrheit der Phantasie und Wahrheit des Verstandes begegnet, da ist das höchste menschliche Gefühl, wir nennen das Religion" (Achim von Arnim).

Lost in Translation - Als ein schwankender filmischer Balanceakt der Begegnung zwischen Ost und West, oben und unten, zwischen Wachen und Schlafen, alt und jung, zwischen jugendlicher Hoffnung und Altersabgeklärtheit, Schwere und Schwerelosigkeit, trägt Lost in Translation zu Recht den Zusatztitel "Zwischen den Welten". Alle diese Gegensätze treffen und durchdringen sich, bilden eine ganz eigene atmosphärische Mitte und trennen sich dann wieder. Ohne wirkliches Ziel, ein Ereignis aus dem vorhergehenden heraus entwickelnd, voll Herzenswärme und immer zwischen Aufbruch und Abschied hin und her pendelnd, beschreibt der Film die Begegnung eines alternden amerikanischen Werbestars und einer jungen, frischverheirateten amerikanischen Frau in Tokio.

Gattaca - Andrew Niccols Science-Fiction-Thriller "Gattacca" von 1997, zeigt bis in sehr kleine Details hinein, auf welche Zukunft wir zusteuern. Der Film ist deshalb so beunruhigend, weil vieles, was dort Teil der fiktiven Handlung ist, heute schon zu unserer Realität gehört, ohne dass wir diese Realität in ihren Folgen, als ein in sich geschlossenes System gedacht, richtig einzuschätzen vermögen. Dabei ist der Film in seiner positiven Sichtweise auf das Individuum alles andere als pessimistisch. Denn: "Es gibt kein Gen für das Schicksal" und so kann auch keine Tyrannei vollkommen über alle Menschen herrschen. Und wenn diese Tyrannei auch noch so abstrakt die Vorstellungen der Menschen beherrschen mag, den freien Geist im Gefolge eines starken Willens und verbunden mit einem unmöglichen Traum mag sie um so weniger im Zaume halten. Aber hohe Ziele haben einen hohen Preis und in einer Welt wie "Gattaca" können nur solche Individualitäten den vorgezeichneten Weg verlassen, die, opferbereit, sich ihrer eigenen Kraft bewusst sind und sich nichts von dieser Kraft für den Rückweg aufheben.

Sie Leben - John Carpenter hat sich nie für den Mainstream versklavt und wirkte aufgrund seiner Unabhängigkeit stilbildend auf das Genre des neueren Horrorfilms bis zum heutigen Tag. Filme wie "Das Ding aus einer anderen Welt" oder auch "Sie leben" sind aber dennoch keine Horrorfilme der gewöhnlichen Art. Man kann sie als Verweise auf eine Ebene menschlicher Wirklichkeit sehen, für die Carpenter die passende Brille bereitzuhalten versucht. "Sie Leben" ist vom handwerklichen und dramaturgischen Gesichtspunkt aus betrachtet sicher nicht Carpenters beste Arbeit, aber sie zeigt am deutlichsten, auf welche Kräfte er von Zeit zu Zeit seine Aufmerksamkeit zu richteten versucht. Und wie ernst ihm dieses Anliegen ist, zeigt in "Sie Leben" die vermutlich längste Prügelszene der Filmgeschichte.

V wie Vendetta - "Hinter dieser Maske ist nicht nur Fleisch, hinter dieser Maske steckt eine Idee! Und Ideen, Mister Creedy, sind kugelsicher!"
"Die Parabel ist eine mit dem Gleichnis verwandte Form von Literatur, eine lehrhafte und kurze Erzählung. Sie wirft Fragen über die Moral und ethische Grundsätze auf, welche durch Übertragung in einen anderen Vorstellungsbereich begreifbar werden. Das im Vordergrund stehende Geschehen (Bildebene) hat eine symbolische Bedeutung für den Leser (ähnlich der Allegorie). Die Parabel bringt den Leser zum Nachdenken und zum Erkennen eines richtigen Lebens durch die Herleitung des gemeinten Allgemeinen (Sachebene)." (Wikipedia) "V wie Vendetta" ist eine breit und bunt-gefächerte Parabel der Wachowski-Geschwister über die politischen Tendenzen und Missstände unserer Zeit.

Jagd auf roter Oktober - Auch wenn der Kalte Krieg als Hintergrundkulisse dieses Spionage-Thrillers der Vergangenheit angehört, so hat "Jagd auf Roter Oktober" nichts von seiner Faszination als ein perfekt inszeniertes Katz und Maus-Spiel auf engstem Raum verloren. Die Spannung wird ohne Unterbrechung von der ersten bis zur letzten Minute von einem bis in die Nebenrollen hinein hervorragend besetzten Schauspieler-Ensemble gehalten und getragen. Selbst wenn man den Plot gut kennt, dieser Film wird nie langweilig. Nicht viele Filme schaffen das.

Wall Street - Ein Film, der eine ganze Generation von labilen Wallstreetbankern prägte, die alle wie Gordon Gekko werden wollten und auch so wurden: mächtig, gierig und skrupellos. Dank Michael Douglas´ omnipräsentem Charisma in der Rolle seines Lebens als Finanzhai und Unternehmensplünderer, ging Oliver Stones Börsenkritik böse nach hinten los. Was durchaus für die Authentizität dieses schillernden Charakters spricht, der seine Umwelt geradezu magisch beeinflusst. Als Film ist Wall Street weniger ein Lehrstück über Geldgeschäfte, als vielmehr ein immer unterhaltsam dahinfliessender Strom von Bildern und pointierten Dialogen, der einen guten Eindruck davon vermittelt, warum das große Geld so viele Menschen anzieht.

Moneyball - Die Kunst zu gewinnen - Der deutsche Zweittitel ist schlecht gewählt. Im Englischen heisst das der Verfilmung zu Grunde liegende Buch: "Moneyball -The art of winning an unfair game" . Die Kunst besteht eben nicht nur darin, ein Spiel zu gewinnen, sondern sie besteht darin, ein unfaires Spiel zu gewinnen. Der Titel weist bereits darauf hin, dass es heute im Sport auch darauf ankommt, finanziell schlagkräftig dazustehen. Wer, wie im Film die Baseball Mannschaft der Oakland Athletics, kein Geld hat, um teure Spieler zu kaufen, der muss kneifen oder kämpfen. Billy Beane, General Manager der "A"´s, beschliesst zu kämpfen und stellte sein Spielerteam als einer der ersten Manager komplett auf der Grundlage von Statistiken (Sabermetrics) zusammen. Bei dieser Strategie kommt es nicht so sehr darauf an, einzelne herausragende Spielerpersönlichkeiten zu Stars zu machen, sondern es geht viel mehr darum, eine sich im anonymen Spezialistentum gegenseitig ergänzende Mannschaft zu bilden. Nach anfänglichen Schwierigkeiten führte diese Strategie schliesslich zur längsten Erfolgsserie eines Vereins im Baseball und "revolutionierte" das ganze Spiel. Auch das der Börsen.
Scheinbar trockene Materie wie Zahlen und Statistiken werden in "Moneyball" auf hervorragende Weise zu einem interessanten Film verarbeitet, der auch all jenen verständlich bleibt, denen die Welt des Baseball ein Buch mit Sieben Siegeln ist.

Eine Frage der Ehre - Ein ausgezeichnetes Kammerspiel basierend auf einem Theaterstück über die Frage, wie weit ein Soldat Befehlen zu gehorchen hat und ab wann er in der Pflicht ist, seinen gesunden Menschenverstand einzuschalten. Der Film zeigt anhand einer von Oben befohlenen Bestrafungsaktion eines Soldaten mit tödlichen Ausgang, die später zu einer Gerichtsverhandlung führt, eine vollkommen veraltete, durch Kadavergehorsam geprägte Militärstruktur, deren Daseinsberechtigung schon lange der Vergangenheit angehören sollte. Was für "Jagd auf Roter Oktober" gilt, gilt auch hier: dieser Film wird nie langweilig.

Broken Silence - Ein schönes Low-Budget-Roadmovie des Schweizer Regisseurs Wolgang Panzer, das nicht viele gesehen haben dürften und das sicher auch nicht jedermanns Sache ist.
Ein Kartäusermönch wird von seinem Orden beauftragt im fernen Indonesien die verschollene Erbin seines Klosters aufzusuchen, um einen auslaufenden Pachtvertrag des Klosters mit ihr zu verlängern. Seine Reise im Flugzeug endet abrupt in Dehli und von nun an reist er mit einer schwarzen, todkranken Schlagzeugerin über Land und Wasser weiter nach Bali. Die Reise beschreibt den nicht immer ganz unkomischen Weg eines jahrzehntelang zurückgezogen lebenden Menschen zurück in die Welt, während sich seine Reisebegleitung langsam darauf vorzubereiten sucht, diese Welt bald zu verlassen.

Der Himmel soll warten - Einer der wenigen Filme, die das Thema Reinkarnation treffsicher und vollkommen unverkrampft in einer leichten Komödie angehen. Andere Filme, die sich diesem Thema widmen, wie z.B "Avatar – Wiedergeburt des Bösen", "Schatten der Vergangenheit" und in manchen Aspekten selbst "Cloud Atlas", gehen in ihrer Auslegung vergleichsweise wie grobe Holzschnitzer zu Werke. Warren Beatty fängt in seinem Film Aspekte ein, die für gewöhnlich bei der Bearbeitung diese Themas verloren gehen.

Mystery Train - Noch ein Jarmush stellvertretend auch für Stranger than paradise. Man nehme zwei Hände voll mit brillianten Schauspielern und lasse sie durch eine Stadt spazieren deren Glorie mit Elvis' Tod geendet haben muss. Übrig geblieben ist nur der Mythos und ein Hotel in dem sich alle Episoden treffen. Es braucht wirklich nicht viel, um schöne Geschichten zu erzählen, die schwermütig und voll Leichtigkeit zu gleichen Teilen sind.

Kirschblüten Hanami - Ein leiser Film über einen alten kranken Mann der nach dem plötzlichen Tode seiner geliebten Frau Trudi nach Japan reist, um zu verstehen, welches Leben diese um seinet- und ihrer gemeinsamen Kinder Willen nie hat leben können. Auf seiner Reise mitten im Kirschblüten Hanami begegnet er der Ehrfurcht gebietenden jahrtausendealten japanischen Kultur in Form einer jungen Butotänzerin, mit der er gemeinsam zum Futschi reist. Sein Weg, der ihn schliesslich zu jenem tiefem Verständnis desjenigen Menschen führt, dessen Wert er Zeit seines Lebens nie hat wirklich fassen können, endet dort.

Lord of War - Da wir häufig glauben, auf das große, sich zwischen Armut und Kriegen bewegende Weltgeschehen keinen Einfluss mehr nehmen zu können, bleibt vielen Menschen nur noch der kalte zynische Blick auf die Ereignisse. Genau hier setzt der Regisseur Andrew Niccols stilistisch an, wenn er den Werdegang des Waffenhändlers Yuri Orlov beschreibt und ihn in einem inneren Monolog ungeschminkt über sein Leben sprechen lässt. So wie der gute Familienvater tagsüber seinen Dienst in den Konzentrationslagern tut, so bereist Orlov die Kriegsschauplätze dieser Welt und beliefert, ideologisch vollkommen unbelastet, die Schlächter der südlichen Hemisphäre. Trotz seiner Menschenverachtung bleibt Orlov stets ein fühlender Mensch, der sich seiner Widersprüche durchaus bewusst ist, und dessen Charakter die Tragik anhaftet, dass es einfach einen geben muss, der das schmutzige Geschäft am Laufen hält. Und das kann nur einer sein der, in dem was er tut, auch wirklich gut ist.

Memento - Christopher Nolan dreht nicht nur Filme über Superhelden und Magier, er ist auch selber einer. In Memento schöpft er alle Mittel aus, die das bewegte Bild zu bieten hat. Durch die von ihm beherrschte Kunst, ganz und gar in die Möglichkeiten des Mediums Film einzutauchen, wirkt sein erster grosser Kinoerfolg "Memento" selbst wie Zauberei. Memento ist die Geschichte eines Mannes ohne Erinnerung der in einen Mordfall verwickelt ist und sich mit Hilfe von Zetteln, Tattoos und Fotografien in einer komplexen Story zurecht zu finden sucht. Dabei gelingt es Nolan, durch zwei parallele, zeitlich entgegengesetzte Handlungsstränge, den Zuschauer selbst in die gleiche verzweifelte Lage zu versetzen, wie den Protagonisten seines Filmes selbst. Gedächtnisverlust wird vom Zuschauer nicht nur durchs Fernrohr betrachtet, er muss auch im eigenen Inneren gnadenlos durchlebt werden.

American Beauty - Mendes ist ein Senkrechtstarter dessen Stern schon nach seinem zweiten Film zu sinken drohte. Alle, die sich "Road to Perdition" angesehen haben, mit dem Bewusstsein, dass es zuvor "American Beauty" gab, müssen das Kino enttäuscht verlassen haben.
"American Beauty" ist ein Film über Wunder die uns immer und überall begleiten und die es auch im spiessigsten Alltag zu entdecken gibt. Eine der schönsten und zugleich schlichtesten Szenen, die je im Kino gezeigt wurden, kommt in diesem Film vor: Es ist die fliegende Plastiktüte. Plötzlich wird einem klar: Wunder gibt es nicht nur im Kino, sie sind ständig um uns und wir müssen nur unser Herz öffnen, um sie zu sehen.

The sixth sense - Shyamalan widmet sich der Frage, wie die Welt der verstorbenen menschlichen Geister, die nicht von der Physis loskommen, mit der Welt der Lebenden zusammenhängt.
Ein bereits Verstorbener, der sich immer noch als Teil der materiellen Welt erlebt, hilft einem kleinen Jungen seine Einblicke in die Totenwelt zu verstehen. Geschickt aufgebaute Geschichte, die absolut glaubwürdig umgesetzt ist. Leider konnte Shyamalan nie wieder auch nur im Ansatz an die Qualität seines ersten großen Debuts anknüpfen.

Inside man - Spike Lees filmisches Werk ist umfassend und vielseitig. Er machte vor allem in den 80er und 90er Jahren als Vertreter des "New black cinema" mit Filmen Furore, denen der politische Anspruch zeitweilig etwas überdeutlich anhaftete. In "inside man" lenkt Lee seine heren Ansprüche in die Bahnen des Popkornkinos, was den Film in dieser Hinsicht mehr als erträglich macht. Packend bis zur letzten Minute, arbeitet sich "inside man" absolut stilsicher und virtuos durch das gesamte Thriller Repertoire, treibt spannend, intelligent und immer wieder voller überraschender Wendungen seine Geschichte voran, ohne dabei auf ein Arsenal von Leichen zurückzugreifen zu müssen.

The Insider - Russel Crowe und Al Pacino gehören mit zu den besten Schauspielern die Amerika vorzuweisen hat. In Michel Manns "Insider" bilden sie ein sehr widersprüchliches Gespann, das versucht der übermächtigen Tabakindustrie an den Karren zu fahren. Der Film ist schon deshalb interessant, weil die Mafia der Tabakkonzerne so gut wie nie in den Tagesnachrichten erscheint.

Die Fetten Jahre sind vorbei - Dieser, in seiner Machart minimalistische Film, erzählt die Geschichte dreier idealistischer Jugendlicher, die aufgrund einer ungeplanten Geiselnahme mit der Realität eines Karriere machenden alt- 68ers konfrontiert werden. "Die Fetten Jahre sind vorbei" ist dennoch kein politischer Film. Er spiegelt aber das gesellschaftlich-politische Leben unserer Tage in den Ansichten und Handlungen der Protagonisten geschickt wieder. Es ist ein Film, der den Zuschauer daran erinnern kann, dass es so etwas wie Ideale überhaupt noch gibt. Und dass diese Ideale sich nicht notgedrungen in der Sehnsucht ausleben müssen, auf dem schnellsten Wege ins Nirvana zu gelangen.

Rendezvous mit Joe Black - Hinter diesem etwas abschreckenden Titel verbirgt sich ein ausgezeichneter Film über das Abschied nehmen von der Welt, über den Tod und wie man sich darauf vorbereitet. Zwar arbeitet sich die Geschichte in ihrer romantischen Geradlinigkeit stets an der Grenze zum Kitsch entlang, aber jenseits dieser Grenze geht es Szene für Szene in's Bodenlose. Trotz seines ernsten Themas wird der Film niemals sentimental oder oberflächlich und erhält sich stets seinen positiven, lebensbejahenden Grundton, der schliesslich in einem gewaltigen Feuerwerk ausklingt.

Nichts bereuen - Der Film weht einen an wie eine frische Morgenbrise. Benjamin Quabeck bleibt immer hautnah dran am Leben und erzählt seine Geschichten voller Gefühl, Witz und mit Sinn für die kleinen Details. Daniel Brühl spielt absolut überzeugend und hat es mit mit diesem Kino-Erstling Quabecks über das Erwachsenwerden zu Recht in die erste Garde der deutschen
Jungschauspieler geschafft.

Kurz und schmerzlos - Fatih Akins Filmdebüt ist ein gelungener Millieu-Thriller in dem das Leben nur so pulsiert. Wenn man von krummen Dingern die Schnauze voll hat, aber an den falschen Freunden hängt, dann kann es passieren dass man zwischen Freundschaft oder Gesetzestreue wählen muss. So eine Entscheidung zu treffen braucht Zeit (95min) und ist alles andere als kurz und schmerzlos.

Thank you for smoking - pendelt ständig , in der selben Machart wie "Lord of War" mit Off Kommentaren arbeitend, zwischen Satire, Drama und Komödie hin und her. Dabei nimmt der Streifen, ohne Schwarz zu malen, den Zynismus der Tabakindustrie ins Visier. Hinter all den Ereignissen in der Welt stehen immer einzelne Menschen. Und die sind weder gut noch sind sie gänzlich böse. Nicht einmal dann, wenn sie klare Einsicht in die Wirkungen ihrer Handlungen haben.

Quiz Show - besticht durch seine hervorragenden Dialoge und die exzellent besetzten Charaktere. Der Robert Redford Film wirft eine Frage auf, die heute längst beantwortet zu sein scheint: wie weit nämlich das Fernsehen den Zuschauer belügen darf. Anhand einer beliebten, amerikaweit ausgestrahlten Quizshow beleuchtet der Film das Fernsehgeschäft in dem nur die Quote, nicht aber moralische Kriterien eine Rolle spielen. Wie schnell man durch Ruhm in diesen Sumpf hineingezogen werden kann, wird am Beispiel des Quizkandidaten Van Doren gezeigt. Denn hat der Teufel erst einmal den Fuss in der Tür, stehen ihm bald auch Tore und Fenster offen.

Das Leben ist ein Wunder - Die filmischen Welten des Emir Kusturica sind bunt und schrill, immer leidenschaftlich, niemals gleichgültig und auch im tiefsten Elend von einer stets dem Leben liebevoll zugewandten Geisteshaltung durchzogen. Die Leistung Kusturica´s besteht immer wieder von Neuem darin, den phänomenalen Wahnsinn des Lebens so zu inszenieren, dass der Zuschauer die unglaublichsten Dinge aufnimmt, als wären sie vollkommene Selbstverständlichkeit. Ein Esel, der stur auf einem Gleis verharrt, ist eben ein selbstmordgefährdeter Esel mit Liebeskummer, der den ihn von allem Leid erlösenden Zug erwartet.

Secretary - Wenn Steven Shainberg einen Liebesfilm dreht, dann ist es, was es ist... Denn was wir sehen, entspricht in keiner Weise dem, was wir dabei fühlen. Es entspricht aber dennoch bildhaft unserer Erfahrung. Die lächerlich-skurilen, ja geradezu absurden Handlungen der beiden hervorragenden Hauptdarsteller offenbaren ihr wahres Wesen erst in uns selbst. Eine vor unseren Augen vollzogene Erniedrigung ist in keinem Fall ein demütigender Akt, sondern eine Geste der vollkommenen Hingabe an das geliebte Gegenüber. Dieses oft schmerzhafte Bemühen der Protagonisten trotz ihrer Liebesunfähigkeit immer wieder aufs Neue lieben zu müssen, ist bereits Bestandteil der Liebe. Er ist schön, erhaben und groß…und manchmal auch richtig witzig. Oder wie Erich Fried es einmal in einem seiner berühmtesten Gedichte ausdrückte:...es ist lächerlich...es ist unmöglich...es ist was es ist...

Spygame - Tony Scott wollte, genau wie sein Bruder Riedley Scott, von Beginn an in der ersten Liga mitspielen. Entsprechend hat er alle erforderlichen Ressourcen, die für diese Liga nötig sind, immer weiter verfeinert und perfektioniert: seine Stilsicherheit, seine perfekte schnelle Dramaturgie, vor allem in den Szenenwechseln, seine solide Zusammenarbeit mit guten Schauspielern und Drehbuchautoren, Zugriff auf hochbezahltes Spezialistentum und ein Budget, das den todsicheren Erfolg schon einkalkuliert hat. Wer erstklassiges Handwerk à la Hollywood mag, wer sich an der Perfektion bis in das Drehbuch hinein erfreuen kann ohne nach dem tieferen Sinn einer Geschichte fragen zu wollen, wird an Spygame seine reine Freude haben. Ein Film der vollkommen widerstandslos dahin fliesst, ohne ein einziges Mal anzuecken.

Die Tiefseetaucher - Wes Andersons Welt ist absolut einmalig. Man wird sie aus jeder anderen Welt unmittelbar herausfiltern können. In den "Tiefseetauchern" tritt diese Welt besonders charakteristisch hervor. Alle Gegensätze sind derart aufgehoben, dass es trotz der Extreme überall nur Mittelmässigkeit und Langeweile zu geben scheint. Andersons Welt hat etwas künstliches und doch etwas anheimelndes, etwas zutiefst fremdes und ist doch irgendwie vertraut. Man blickt wie auf eine Modelleisenbahn. Alles ist nur Spiel, das der Wirklichkeit abgeschaut ist, ohne die Wirklichkeit selbst darstellen zu wollen. Wirklichkeit die nichts will, nichts aussagt, nur daher dümpelt, immer im Kreis. Emotionen gibt es zwar, aber nur hinter Panzerglas. Selbst der Tod ist etwas Ausgedachtes. Man kann sich über Andersons Filme sicher streiten. Unbestreitbar ist, dass sich die Lager derer, die ihn mögen und derer, die ihn ablehnen klar voneinander abgrenzen.

Dead Man - Alles was Jarmush gemacht hat ist auf seine Art irgendwie gut. Er passt in keine Kategorie. Jim Jarmush ist immer Jim Jarmush.
Dead Man ist die Geschichte einer langen Odyssee in den Tod. Sie beginnt mit William Blakes Bahnfahrt in den Wilden Westen Amerikas und endet schliesslich in einem Kanu, das auf das offene Meer hinaustreibt. Dazwischen liegt eine Schusswunde sowie die Begegnung mit dem Eingeweihten Halbindianer Nobody und mehreren Kopfgeldjägern, eingepackt in einen Todestrip durch die dämonisch schönen Landschaften Nordamerikas.

Thirteen Days - Der Film zeigt wie in bestimmten Situationen das Schicksal der Menschheit in die Hände Weniger gelegt wird. So geschehen im Oktober 1962 als die damalige Sowjetunion Nuklearraketen auf Kuba stationierte und Kennedy unter massiven Zugzwang setzte. Es wird deutlich, wie wichtig in komplexen kaum überschaubaren Situationen die richtigen Entscheidungen sind und welche Kraft es kostet sie zu treffen.

Mulholland Drive - David Lynch hat sich in seinem Schaffen den Abgründen der menschlichen Seele zugewandt, die er immer und immer wieder aufs Neue auslotet. Seine Filme bleiben ein Rätsel, das es zu ergründen gilt. Deshalb kann man sie sich immer wieder ansehen. Mulholland Drive ist einer seiner besten Filme, weil dort das Geheimnis am schönsten ausformuliert wird.
Mulholland Drive ist als Produkt eines eigenwilligen Regisseurs zu betrachten, der seine Alpträume gekonnt in Szene setzt. Das interessante an ihm ist, dass er spannende Filme macht, die unterhaltsam sind ohne dass man sie wirklich verstehen kann.

When we where Kings - Leicht und schnell erzählende Dokumentation des legendären Boxkampfes zwischen George Foreman und Muhamed Ali in Kinshasa. Die Materialfülle dieser Produktion hat es erlaubt ein ungeheuer dichtes und vielschichtiges Bild dieser 6 Wochen auf dem schwarzen Kontinent zu zeichnen. Tolle Musik, excellenter Schnitt und ein Muhamed Ali der von seinem Sieg nicht immer überzeugt ist.

Flatliners - Ein gutes Stück Hollywood. Gekonnt und packend inszeniertes Drama um vier Medizinstudenten, die wissen wollen wie es jenseits der Flatline wirklich aussieht. Ihre erzwungenen Fahrten ins Jenseits führen sie schliesslich zu der Erkenntnis, dass ihr Leben nach dem Tod immer noch eng mit ihrem Leben auf der Erde verbunden ist und dass es für die Katz ist, wenn man es mit einer "nach- mir- die- Sintflut"-Perspektive führt.

American history X - Kann man sich im Leben verirren? Und wenn ja, wie findet man wieder auf die richtige Spur zurück? Man kommt in den Knast und ist gezwungen mit den alten Idealen aufzuräumen. Wieder frei versucht man den eigenen Bruder aus der Neonazi-Szene herauszuholen. Am Ende muss man feststellen dass alles was man im Leben getan hat, Folgen hat. Ein in seiner Grundstimmung durchaus positiver Film, umrahmt von einem Schulaufsatz über ein scheinbar verpfuschtes Leben, das sich zum Guten wendet.

Die fabelhaften Bakerboys - Sind es die herrlich subtilen Charaktere, oder ist es die hervoragende Schauspielerzusammenstellung die diesen Film so charmant machten? Vermutlich ist es alles zusammen, verpackt in eine Allerweltsgeschichte die schnell erzählt ist: Das fabelhafte Leben der verkrachten Bakerboys gewinnt wieder gehörig an Fahrt, nachdem das Duo eine Sängerin engagiert die ihnen die Köpfe verdreht. Vielleicht ist es ja nach 31 Jahren musizieren in halbleeren schmierigen Bars mal wieder an der Zeit etwas Neues zu beginnen?

Und täglich grüsst das Murmeltier... - Eine gute Komödie die bei näherem Hinschauen wie ein Schlag auf den Hirnkasten wirkt. Das Leben geht eben erst dann richtig los, wenn man in der Lage ist, sich selbst zu ändern. Das dauert unter Umständen sehr lange und ohne die charakterbildende Kraft der Liebe wäre es vielleicht gänzlich unmöglich.

MuxmäuschenStill - Kann man so einen Film guten Gewissens weiter empfehlen? Einen Film ohne Moral über Moral? Wenn man Freude daran hat, 83 Minuten in Habachtstellung zu verbringen um sich ständig zu fragen ob das was man sieht nun eigentlich moralisch ist oder nicht, dann sollte man sich diesen Film anschauen. Eins ist sicher: Unberührt lässt uns Mux nicht.

Frühling, Sommer, Herbst, Winter...und Frühling erzählt ohne viele Worte in einfachen Bildern die Geschichte eines kleinen Jungen und seines buddhistischen Lehrmeisters über fünf Jahreszeiten und über ein Menschenleben hinweg. Losgelöst von der physischen Welt, auf einem Hausboot durchs Wasser treibend, reift der Junge zum Mann heran, verliebt sich in ein Mädchen und verlässt mit ihr die Insel. Nach Jahren kehrt er mit einem Messer in der Hand zurück, an dem das Blut der aus Eifersucht Getöteten klebt. Der Meister: "Das wirkliche Leben scheint qualvoll zu sein. Da heisst es lernen loszulassen..." . Vom Leben enttäuscht, seelisch zerrissen und verzweifelt beginnt der Schüler einen schmerzlichen Prozess der Reinigung. Nachdem er seine Sünden auch vor dem Gesetz gebüsst hat, führt ihn das Leben abermals zum Hause seines verstorbenen Lehrers zurück und er tritt seine Nachfolge an. Dem Koreaner Kim Ki-Duk ist ein schlichtes, in sich geschlossenes Meisterwerk gelungen bei dem es nichts hinzuzufügen und nichts wegzulassen gibt.

Herr Lehmann -verdankt seine lebendige Leichtigkeit  vor allem dem Hauptdarsteller Christian Ulmen und der absolut stilsicheren Regiearbeit Leander Hausmanns. Wenn die einzige Sorge die man hat, die ist, dass die eigenen Eltern zu Besuch kommen wollen, dann läuft doch eigentlich alles perfekt im Leben. Naja, fast perfekt. Wenn man sich nicht verliebt hätte. Und überhaupt, wenn man nicht irgendwie das Gefühl hätte, dass eine neue Ära aufziehen wird. Denn alles geht irgendwann zu Ende. Die DDR und auch das Tresenstehen.

Magnolia - Von allen Filmregisseuren die versucht haben die schicksalhafte Verstrickung von Menschengemeinschaften darzustellen, ist Anderson sicher der Beste. Schon in der Eingangssequenz wird klar, dass es sich um einen Regisseur handelt, der von der Tatsache des menschlichen Schicksales überzeugt ist. Das bedeutet, er akzeptiert die Tatsache, dass wir nicht rein zufällig so leben wie wir leben. Magnolia reflektiert im wesentlichen die Menschengemeinschaft Hollywood, die in dem Drama zu realisieren beginnt, dass die Wirklichkeit nicht die Traumwelt ist, in der sie gutes Geld verdient. 

Heat - Michel Manns Geschichte über eine Gruppe knallharter Grosstadtkrimineller, die vom Verbrechen ebenso besessen sind wie der Cop, der ihnen nachstellt, ist eine Tragödie von griechischem Ausmass. Trotz der vielen Handlungsstränge sind alle handelnden Personen greifbar und lebensnah und bis zur letzten Minute bleibt die Frage offen, ob Hollywood sein gentlemen-agreement einlöst, das besagt, dass das Gute immer über das Böse triumphieren muss.